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DIE ARCHITEKTUR VON KATOWICE
In den vergangenen 150 Jahren verwandelte sich Katowice von einer
kleinen landwirtschaftlich-industriellen Siedlung, die zum Zeitpunkt der
Erwerbung der Stadtrechte (1865) 4815 Einwohner zählte, in eine große
administratorisch-wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche
Hauptstadt der Woiwodschaft, die 315 Tausend Einwohner zählt.
Der Beweis der dynamischen Entwicklung ist die reiche und
abwechslungsvolle Architektur der Stadt. Bis heute erhaltene Gebäude
präsentieren unterschiedliche Architekturstile und Bauschulen, die
charakteristisch für das Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts
waren, angefangen mit geschichtlichen Gebäuden, durch Eklektizismus,
interessante Beispiele der Sezession. Funktionalismus und
Konstruktivismus der Zwischenkriegszeit bis zeitgenössische Realisierung
der individuellen Projekte. Um sich davon zu überzeugen, schlagen wir
einen Spaziergang der Katowicer Architekturspur entlang: Plac Wilhelma
Szewczyka (Rampenbrücke) - 3. Maja Str. - Stawowa Str. - Mickiewicz Str.
- Rynek (Markt) - Warszawska Str. - Damrota Str. - Powstańców Str. -
Lompa Str. - Plac Sejmu Śląskiego - Powstańców Str. - PCK Str. -
Skłodowska-Curie Str. - Hauptbahnhof – Wilhelm-Szewczyk-Platz vor.
Wir beginnen in 3 Maja Str., die die erste Achse für die zukünftig
geplante Stadt war (Projekt: Friedrich Wilhelm Grundmann). Von den
ältesten Bauten der 60-er und 70-er Jahren des 19.. Jahrhunderts blieb
nur das zweistöckige, Neurenaissancehaus an der Ecke von Stawowa Str.,
die übrigen Häuser wuchsen in späteren Epochen immer höher, um endlich,
um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert, die bis heute erhaltenen 4-
und 5-stöckigen Häuser zu bilden. Von interessanteren Realisierungen in
dieser Straße soll man das Haus unter der Nummer 6/8 nennen - neugotisch
von 1903-1907, mit Elementen der Sezession, Nr. 17 -Sezession von 1904,
Nr. 40- Eklektizismus mit Elementen der Sezession von 1904, Ecke
Wilhelm-Szewczyk-Platz - Neubarock von 1901.
Wenn wir uns schon in 3 Maja Str. umgesehen haben, gehen wir Stawowa
Str. an einigen ähnlichen Häusern, wie früher beschrieben, vorbei und
kommen in Mickiewicza Str. Bevor wir rechts einbiegen, schenken wir
unsere Aufmerksamkeit dem monumentalen, neugotischen Gebäude des III.
Allgemeinbildenden Lyzeums Namen A. Mickiewicz von den Jahren 1898-1900
(Arch. J. Perzik} mit interessantem Plafond in der Aula, der ein
Sinnbild der Kust darstellt (Autor C. Denner}.
Wir biegen in Mickiewicz Str. rechts ein. Das Eckgebäude unter der
Nummer 22 ist ein schönes Sezessionshaus von 1906 (Projekt - Firma Perl
& Trapp). Ein bisschen weiter in der südlichen Straßenfront steht
ein neugotisches Gebäude des Komplexes der Schulen des Fernmeldewesens
von 1899 (Arch. A. Zimmermann) und einige Sezessionshäuser mit Elementen
des Modernismus von den Jahren 1903-1906. Gegenüber Mickiewicza Str.
erweckt das geschichtliche Haus der ehemaligen städtischen Badeanstalt
von 1982 unser Interesse. Zwischen der Badeanstalt und dem Gebäude des
Lyzeums war eine Synagoge (gebaut 1900, Proj. I. Grünfeld), die 1939
verbrannt und nach dem 2. Weltkrieg abgerissen wurde. Die linke Seite
von Mickiewicza Str. schließt das expressionistische Gebäude der
Schlesischen Bank (ehemalige Bank der Landeswirtschaft) von 1930 (Arch.
S. Tabeński).
Wir kommen zum Marktplatz. Von seiner Bebauung, die sich in den 70-er
Jahren des 19. Jahrhunderts herausgebildet hat, ist nur die Straßenfront
auf der Verlängerung von Teatralna Str. übriggeblieben. Einen zentralen
Platz des Marktes nimmt das Schlesische Theater von 1907 (Arch. C.
Moritz). Der südliche Marktteil wurde 1945 verbrannt und einen Teil der
ehemaligen Bebauung des Marktes nehmen die Warenhäuser „Zenit" von 1963
(Arch. M. Król und J. Jarecki) und "Skarbek" von 1975 (Arch. J.
Jarecki), sowie das Pressehaus von 1963 (Arch. M. Sramkiewicz). Vom
Markt sieht man ein neubarockes Gebäude von 1898 an der Ecke von
Pocztowa- und Młyńska Str. - das Kotzura Hotel (Proj. L. Damme) mit
einer sehr reichen Fassade sowie ein eklektisches Gebäude an der Ecke
von Świętego-Jana- und Staromiejska Str. (gebaut 1892). Es ist
erwähnenswert, dass dort, wo heute "Skarbek" steht, seit Mitte des 19.
Jahrhunderts bis 1864 das alte Wirtshaus stand, das auf einer
Lithographie von E.W. Knippel zu sehen ist.
Unseren Spaziergang setzen wir weiter Warszawska Str. entlang in
östliche Richtung fort. Bei der eklektisch-geschichtlichen Bebauung um
die Wende des XIX. zum XX. Jahrhunderts ist das neuklassizistische
Gebäude der 2. Abteilung PKO unter der Nummer 7 (ehemalige Bank der
Verdienstgesellschaften) von 1923 (Arch. Jaretzky). An der linken Seite
steht das älteste Gebäude von Katowice - neuromanische evangelische
Kirche der Auferstehung von Christus von 1856 (Arch. R Lucae), später
zweimal ausgebaut. In ihrem Presbyterium befinden sich wertvolle farbige
Kirchenfenster aus der Firma Reuter und Reichhardt aus Köln. Neben der
Kirche wurde 1860 eine Schule gebaut, die bis heute existiert.
Bevor wir zur nächsten Kirche in Warszawska Str. und Damrota Str.
kommen, sollen wir unsere Aufmerksamkeit den auf dieser Strecke
liegenden Häusern schenken, nämlich unter der Nummer 35 - Neubarock von
1894 und Nummer 37 von 1847, wo sich heute das Restaurant "Marchołt"
befindet.
Die Kirche der Unbefleckten Empfängnis der Heiligen Mutter Maria von den
Jahren 1862-70 (Arch. A. Langer und J. Haas) ist ein hervorragendes
Beispiel der proportionalen Neugotik, mit ihrem Körper, ihrer Faktura
und ihren Details, die die Eigenschaften dieses Stils wiederspiegeln.
Den Innenraum der Kirche verziert eine Reihe von Buntfenstern, nach dem
Projekt von Rittenbach aus Köln und A. Bunsch ("Tugend und Vergehen").
Die Tour unseres Spaziergänges führt jetzt Damrota Str. entlang. An der
Kreuzung mit Warszawska Str. erhebt sich das neugotische Gebäude der
ehemaligen Schule für Baugewerbe von 1898. In den Jahren 1922-29 war
dort der Sitz des Schlesischen Parlaments und das Woiwodschaftsamt, seit
1929 befindet sich hier die Musikakademie. Wenn wir Richtung Osten in
die Perspektive der Krasiński Str. schauen, bemerken wir ein
verlängertes Gebäude der ehemaligen Schlesischen Technischen
Wissenschaftswerke (zur zeit Technische Hochschule) von den Jahren
1928-32 (Arch. J. Dobrzyńska und Z. Loboda), das in der Literatur als
Kontaktstoß des Klassizismus und des Funktionalismus bezeichnet wurde.
Wenn wir dann in westliche Richtung von Wojewódzka Str. schauen,
bemerken wir ein 5-stöckiges funktionalistisches Gebäude der ehemaligen
Volksleseraumgesellschaft von 1928 (Arch. S. Tabeński und J. Rybicki).
Wir gehen Damrota Str. weiter, Richtung Süden, und kommen rechts am
katholischen und evangelischem Friedhof vorbei. Links, hinter den
Bäumen, wo sich das, in den 60-er Jahren abgeschaffte, älteste Friedhof
in Katowice befand, sieht man ein modernes Gebäude der Schlesischen
Bibliothek von 1998 (Arch. J. Jarecki, M. Gierlotka, S. Kwaśniewicz).
Mit ihm sind zwei moderne Gebäude benachbart, nämlich die Bank der
Exportentwicklung von 1999 (Arch. Z. Stanik, J. Lelatko, P. Pawłowski
und Team) und Bank PKO BP von 1996 (Arch. A. Czara, W. Podleski).
Diese drei Bauwerke im Umkreis von Powstańców Str. und Damrota Str.
sowie das Gebäude der Schlesischen Bank, der Handelsbank und der Bank
PKO S.A., sowie die modernen Businesszentren (z. B. Chorzowska Str. 50
sind Beispiele der neuesten Tendenzen in der zeitgenössischen
Architektur, die sich durch bestimmten Stil nicht auszeichnen, aber mehr
ein Zeichen für individuelle Forschungen der Autoren oder Autorenteams
sind.
Wir kehren jetzt zum Spaziergang durch die Geschichte der Katowicer
Architektur zurück. Powstanców Str. gehen wir rechts und nachdem wir
Lompa Str. erreichen, biegen wir rechts ein. Wir gehen am Gebäude des
ehemaligen Syndikats der Polnischen Eisenhütten von 1928 (Arch.T.
Micheja und L. Sikorski), in der ehemaligen schlesischen .Woiwodschaft
ein Beispiel des klassizistischen Monumentalissmus, das für die Dekade
der zwanziger Jahren des XX. Jahrhundert charakteristisch ist. Im
ähnlichen Stil wurde das Gebäude des Schlesischen Parlaments und des
Woiwodschaftsamtes von den Jahren 1925-29 (Arch. P. Jurkiewicz, L.
Wojtyczno, K. Wyczyński und S. Zeleński) gebaut. Der Innenraum des
Parlamentssaales sowie des Repräsentationsvestibüls projektierte J.
Raszka.
Das Gebäude des Parlaments mit dem benachbarten Gebäude Nichtverbundener
Ämter (jetzt Fakultät der Polnischen Philologie der Schlesischen
Universität) von 1936 (Arch. W. Klebkowski), mit Schlesischem Museum
1936-39, abgetragen 1940 (Proj. K. Schayer) sowie dem Gebäude der
Krankenkasse in der Reymont Str. (jetzt Klinik der Schlesischen
Medizinakademie) sollte der Anfang des zukünftigen administratorischen
Zentrums von Katowice sejn. Der Krieg durchkreuzte diese Pläne und viele
dieser Häuser haben inzwischen ihre ehemalige Bestimmung geändert.
Wenn wir schon beim Woiwodschaftsamt sind, sollen wir unsere
Aufmerksamkeit auf Denkmäler lenken: Wojciech Korfanty Denkmal auf dem
Plac des Schlesischen Parlaments (Plac Sejmu Śląskiego) , 1999, (Proj.
Z. Brachmański) und Józef Piłsudski Denkmal am Chrobry Platz (Plac
Chrobrego, 1939, Proj. A. Augustincic, aufgestellt 1993).
Wir kehren in Powstańców Str. zurück und gehen weiter in westliche
Richtung (rechts). An der Kreuzung mit Plebiscytowa Str. sieht man das
monumentale Gebäude der Hauptkathedrale Christus des Königs, die in den
Jahren 1926-56 nach einem Wettbewerbsprojekt von Z. Gawlik und F.
Maczynski realisiert wurde. Das interessante neubarocke Gebäude wurde
laut administratorischen Entscheidungen im Verhältnis zum ursprünglichen
Projekt geändert, aber doch imponiert es mit seiner Größe und seinem
Schwung. Ursprünglich sollte die Kathedrale 95 Meter Höhe haben, nach
Veränderungen hat sie nur 59 Meter. Bescheidene, moderne Ausstattung ist
der Verdienst der Arbeit von J. Kwiatkowski, M. Stobierski und T.
Michałowska. Mit der Hauptkathedrale ist der neubarocke Bischofspalast
von 1927 benachbart (Arch. Z. Gawlik und F. Mączyński), wo sich unter
anderem auch die Sammlung des Hauptdiözesialen Museums befindet.
Powstańców Str. kommen wir zu PCK Str. und Skłodowska-Curie Str. Diese
Strecke unserer Wanderung ist eine Übersicht der besonders interessanten
funktionalistischen Architektur der Zwischenkriegszeit. Wohnungshäuser
in diesem Stil wurden im gesamten Quartal von Katowice zwischen
Kościuszko Str. und Skłodowska-Curie Str. gebaut, sowie zwischen PCK Str. und Jordana Str. Während des Spazierganges
treffen wir solche Häuser in PCK Str. 6 (Proj. K. Schayer von 1936), an
der Ecke von PCK Str. und Skłodowska-Curie Str., sowie die Häuser unter
den Nummern: 36, 38 und 40 in der Skłodowska-Curie Str. Auch in der
Skłodowska-Curie Str. wurde in den Jahren 1938-39, nach dem Projekt von
S. Tabeński, ein großes Wohnhaus für die Mitarbeiter von ZUS (Soziale
Versicherungsanstalt) gebaut.
Die Wohnhäuser in Katowice sowie die öffentlichen Gebäude im Stil des
Zwischenkriegsfunktionalismus sind neben Warszawa, Gdańsk und Poznań die
besten Beispiele der Architektur dieser Zeit in Polen.
Von der PCK Str. biegen wir rechts ein und gehen weiter Skłodowska-Curie
Str. runter. An der Kreuzung mit der Żwirki-Wigury Str. steht der
"Stolz" von Vorkriegs-Katowice, der "Wolkenkratzer" von den Jahren
1930-32 (Proj. T. Kozlowski und S. Bryla) – ein konstruktivistisches
14-stöckiges Hochhaus (damals das höchste Haus in Polen), das unter
anderem auch Büros des Finanzamtes fasst. Ein wenig weiter unten,
rechts, steht die Garnisonskirche des Heiligen Kasimir von den Jahren
1930-31 (Arch. L. Dietz d'Arma) - funktionalistisches Gebäude mit
geometrisiertem Körper und einfacher kühler Ausstattung.
Wir kommen zu Kopernik Str. Dieses Fragment der Bebauung von Katowice
kommt aus den 1920-er Jahren und präsentiert spezifische Formen des
Modernismus. Hinter der Grünanlage (Plac Andrzeja) sieht man ein
neugotisches Gebäude der Untersuchungshatt und
neubarock-klassizistisches, jüngeres Gebäude des Woiwodschattsgerichts
von den Jahren 1912-14 (Proj. L. Damme).
Skłodowska-Curie Str. entlang kommen wir zum
Oddziałów-Młodzieży-Powstańczej-Platz, wo sich der südliche Eingang zum
Hauptbahnhof befindet. Wir gehen durch den Hauptbahnhof in die große
Halle des Bahnhofs, der in den Jahren 1965-72 gebaut wurde (Proj. W.
Kłyszewski, J. Mokrzyński und E. Wierzbicki), mit origineller
Konstruktion, die an 16 riesige Stahlbetonregenschirme erinnert. Von der
Halle gehen wir auf der Rampenbrücke über Młyńska Str. und kommen zum
Wilhelm-Szewczyk-Platz, der unseren Spaziergang der Katowicer
Architekturspur nach, beendet.
Text: Edward Wieczorek
NIKISZOWIEC - "NIKISZ"
Attraktive Plätze von Katowice befinden sich nicht nur im direkten
Zentrum der Stadt, aber auch am Stadtrand. Zu solchen, meist bekannten
gehören zwei Bergmannsansiedlungen - Nikiszowiec und Giszowiec, beide
ein Teil von Janów, die besonders durch die Filme von Kazimierz Kutz
(Tapferkeitsmedaille, Das Salz der schwarzen Erde und Perlen eines
Rosenkranzes) populär wurden.
Historisch bildete Janów ein Teil von Myslowitzer Güter, die seit Anfang
des 17. Jahrhunderts der Familie Mieroszewski des Wappens Ślepowron
(vom Vornamen Herrn Jan Krzysztof Mieroszewki kommt der Name der
Siedlung) gehörte. 1873 in der Zeit der preußischen
Administrationsreform wurde selbständige Gemeinde Janów gegründet, die
zum Kattowitzer Kreis gehörte, 1951 zu neu gegründeter Stadt Szopienice
einverleibt und 1960 zu großer Stadt Katowice.
Diesen Spaziergang werden wir in einer Arbeitersiedlung von Janów -
Nikiszowiec führen, umgangssprachlich Nikisz genannt. Vom Katowicer
Zentrum kommen wir dorthin mit dem Bus Nr. 12 und 30 und zu Fuß wird
folgende Route vorgeschlagen: Wyzwolenia-Platz - Kirche der Heiligen
Anna - Św. Anny Str. - Odrowążów Str. - Giszowiecka Str. - Szopienicka
Str. - Rymarska Str. - Wyzwolenia-Platz.
Bevor wir den Ausflug beginnen, wäre eine Reihe von Informationen zur
Geschichte dieser interessanten Arbeitersiedlung nützlich. Nikiszowiec,
das seinen Namen von dem Schacht "Nickisch" ( heute Poniatowski) - einem
von vierzehn Schächten des Bergwerkes "Giesche" (heute "Wieczorek")
nahm, entstand in zwei Etappen: 1908-15 und 1920-24. Projektiert wurde
es von den Brüdern Georg und Emil Zillmann aus Charlottenburg bei
Berlin. Die Bebauung von Nikiszowiec besteht aus neun geschlossenen
Häusern aus roten Ziegelsteinen, zwischen denen sich ein Straßennetz
zieht. Einzelne Hausquartale sind mit charakteristischen Toren
verbunden, die eine Gesamtheit daraus bilden. Der Raumplan erinnert an
ein antikes Amphitheater, dessen Zentrum (Bühne) der Hauptplatz - heute
Wyzwolenia-Platz bildet. Daneben befindet sich die neubarocke Kirche der
Heiligen Anna, die im ähnlichen Stil gebaut wurde, wie die Wohnhäuser
und Dienstleistungsgebäuden. In der Siedlung wurden auch Objekte der
öffentlichen Nutzung geplant, die Selbstgenügsamkeit sicherten:
Bäckereien, Geschäfte, zwei Schulen mit dem Lehrerhaus, Krankenhaus,
Restaurant, Apotheke, Polizeiwache mit Arrest, Badeanstalt für die
Bergmannsfamilien, gemeinsamer Waschraum und Mangelnhaus sowie
Spielplätze und Freibad.
Obwohl selbst in der schlesischen Woiwodschaft ungefähr
zweihundertfünfzig Siedlungen und Arbeiteransiedlungen bestehen, von
denen vierzig im Register der Denkmäler zu finden sind und achtzehn
unter Rechtschutz stehen, sind Nikiszowiec, sowie benachbarter
Giszowiec, besondere Siedlungen. Wir versuchen uns davon zu überzeugen.
Wir beginnen am Wyzwolenia-Platz. Dieser Platz hat die Rolle eines
kleinen dreieckigen Marktplatzes, an dem viele Objekte der öffentlichen
Nutzung liegen. Ganz sicher wird das Gebäude mit einer interessanten
Blumendekoration unser Interesse erwecken, wo sich jetzt das Postamt
befindet, einst war ein Restaurant. Gegenüber diesem Gebäude, anfangs
Janowska Str., im Haus, wo das Treppenhaus charakteristisch außen
gelegen ist, befindet sich das Fotogeschäft der Familie Niesporek, seit
1919 tätig. Neben der Post im Straßenfront der Rymarska Str. steht das
Gebäude des ehemaligen Badehauses und der Wäscherei. Auf ihrer gesamten
Länge in Richtung Süden kommt eine Reihe von Geschäften, die in Arkaden
platziert wurden. Über dem gesamten Platz dominiert die Koppel der
Pfarrkirche der Heiligen Anna.
Die Kirche entstand ein wenig später als die Hauquartale. Anfangs, seit
1910 nutzten die Einwohner eine provisorische Kirche im umgebauten
Kesselraum des Schachtes "Wojciech". 1914 begann der Bau der neuen
Kirche, projektiert auch von den Brüdern Zillmann in origineller, obwohl
an Neubarock erinnernder Form. Der Bau, mit Kriegspause (1914-18) und
Schwierigkeiten nach der Aufteilung von Oberschlesien im Jahre 1922
(bestellte Ausstattung, Bauholzmaterial usw. blieben nach der Aufteilung
im Ausland) dauerte bis 1927 und die größten Verdienste für die
Schaffung der Kirche hatte der Pfarrer Paweł Dudek. Im Inneren der
Kirche erregt unsere Aufmerksamkeit neubarocke Ausstattung (Hauptaltar,
Kanzel, Orgelansicht und Taufbecken), die aus der Werkstatt von Georg
Schreiner aus München kommen, herrlicher Kronleuchter mit Umfang von 4,5
Meter, angefertigt bei der Firma AEG in Berlin sowie die Mosaikfenster
aus der Werkstatt von Georg Schneider aus Ratisbon. Ein wahres
Schmuckstück ist jedoch die 75-stimmige Orgel der Firma Rieger aus
Karniów, die 5350 Orgelpfeifen besitzt. Auf diesem Instrument haben
unter anderen Feliks Nowowiejski, Fryderyk Lubrich, Jerzy Erdmann und
Julian Gebalski gespielt.
Nach der Besichtigung der Kirche können wir uns die Hausquartale
ansehen. Die Wohnhäuser bilden geschlossene Vielecke, darin befinden
sich breite und weite Höfe. Von der Św. Anna Str. gehen wir durch einen
Hof in die Odrowazów Str. Einst befanden sich in den Höfen "piekarnioki"
- Öfen, wo alle Brot backen konnten, kleinere Schweineställe für
Kleintiere und Kammern, die in den 70-er Jahren abgeschafft wurden, um
dort Grünanlagen anzulegen.
Odrowazów Str. kommen wir weiter durch das Tor zu Giszowiecka Str. und
wir biegen links in Szopienicka Str. ein. Wir gehen diese Straße einige
hundert Meter in Richtung Süden, bis zum architektonisch besonders
interessanten Bau des Schachtes „Pułaski“ von Bergwerk "Wieczorek". Der
wurde 1905 von den Brüdern Zillimann für neu ausgehöhlten Schacht
projektiert, an dem eine der ersten elektrischen Ziehmaschinen in
Oberschlesien installiert wurde. Seit 1988 ist der Komplex des Schachtes
"Pulaski" in das Register der Denkmäler eingetragen.
Vom Schacht "Pulaski" kehren wir in die Szopienicka Str. zurück und
gehen die westliche Grenze der Siedlung entlang bis zu den Gebäuden, die
administratorisch zum Bergwerk gehören. Parallel zur Szopienicka Str.
fuhr bis Ende 1977 die Schmalbahn für Waren und Personen, die von den
Einwohnern "Balkan" genannt wurde. Sie wurde gebaut, um die Arbeiter und
Beamten der Gesellschaft "Giesche's Erben" im Jahre 1909 (die Strecke
Schacht "Wojciech" - Schacht „Pułaski“) und im Jahre 1914 (Schacht
"Pułaski"- Giszowiec) zur Arbeit zu fahren. Anfangs fuhr sie nur die
Arbeiter und seit der Mitte der 1920-er Jahren auch die Einwohner von
Giszowiec, Nikiszowiec und Szopienice. Der Zug machte täglich 23 Kurse
und die Fahrt war umsonst!
Hinter dem ehemaligen Arbeiterhotel, an der Ecke von Krawczyk Str.,
biegen wir rechts ein und gehen quer durch den Hof in die Nałkowska
Str., wo sich die Sporthalle und das im Jahre 1963 gebaute Kunsteisfeld
"Jantor" befinden. Von der Nałkowska Str. biegen wir rechts ein und
gehen unter weiterem Tor die Rymarska Str. bis zum Plac Wyzwolenia.
Wenn wir mit dem Bus Nr. 920 oder 930 gekommen sind, können wir von hier wieder
ins Zentrum zurückkehren. Mit dem Bus Nr. 30 müssen wir ein Stück
Krawczyk Str. bis zur Haltestelle in der Szopienicka Str. gehen.
Text Edward Wieczorek
GISZOWIEC - "EIN GARTENDORF"
In der schlesischen Woiwodschaft bestehen ungefähr zweihundertfünfzig
Arbeitersiedlungen und -ansiediungen, wovon vierzig im Register der
Denkmäler zu finden sind und achtzehn wurden mit Rechtschutz umfasst.
Zwei Bergmannskolonien - Nikiszowiec und Giszowiec, Teil von Janów, sind
jedoch besonders attraktiv. Obwohl sie dicht aneinander liegen, hat
jede einen anderen Charakter. Nikiszowiec ist eine Siedlung, die
städtisch bebaut wurde, Giszowiec - oft "Gartenstadt" oder "Gartendorf"
genannt - hat bisher nicht vorhandene Raumlösungen und besonders
abwechslungsreiche Architektur vom städtischen Charakter. Obwohl beide
Siedlungen sich im Charakter unterscheiden, ergänzen sie sich
gegenseitig und wurden von dem Inhaber, der Gesellschaft „Giesche's
Erben", administratorisch als eine Gesamtheit gedacht.
Von Katowice - Zentrum können wir unter anderem auch mit dem Bus Nummer 30, 674 und 920 kommen und unser Spaziergang in dieser besonders
attraktiven Siedlung, die 1978 zum Denkmalregister eingetragen wurde,
wird wie folgt verlaufen: Mysłowicka Str. - Przyjazna Str. - Pod
Kasztanami Str. - Działkowa Str. - Pod Lipami Str. - Gościnna Str.
-Mysłowicka Str.
Giszowiec entstand in den Jahren 1906-1910 auf Anregung vom Direktor
Anthon Uthemann als Arbeiteransiedlung für die Arbeiter der in der Nahe
liegenden Kohlengrube "Giesche" ("Wieczorek"), nach dem Entwurt der
Brüder Georg und Emil Zillmann aus Charlottenburg bei Berlin. Die
Architekten, die für die Gesellschaft "Giesche's Erben" auch andere
Objekte schufen, haben eine Wohnsiedlung vom Dorfcharakter (Gartendorf)
entworfen sich das Beispiel an der Idee "Stadt wie Garten" von dem
Engländer Sir Ebenezer Howard nehmend.
Bergmanns "Dort wie Garten" entstand auf ausgereutetem Waldgelände vom
Myslowitzer Wald auf einem Rechteck von 750M x 1000M. Auf dem Gelände
dieser Siedlung wurden Fragmente des Waldes zurückgelassen, die ein Teil
der Grünanlagen in dieser Siedlung bilden. Um den Zentralteil der
Siedlung, den Platz Unter den Linden, wurden die wichtigsten
Wohlfahrtseinrichtungen gruppiert, wie: 3 Schulen, ein Konsum, ein
Gasthaus mit Restaurant und Theatersaal, Oberforstamt. Von diesem Platz
führten konzentrisch die Straßen, in denen in kleinen Gärten die
Arbeiterwohnhäuser für 600 Familien standen. Ein- Zwei-und
Dreifamilienhäuser wurden in 42 Mustern gebaut. Alle wurden
elektrifiziert. In Giszowiec wurden auch Übernachtungshäuser für
alleinstehende Arbeiter und Ingenieurkader gebaut, die eigene Mensa
hatten. Die Siedlungen hatten keine Entwässerung, das Wasser schöpfte
man aus den Straßenpumpen, die je 100 Meter eine platziert wurden und
die Fäkalien wurden in Fässer angehäuft, die nachts weggebracht wurden.
In der Siedlung bestand auch eine zentrale Wäscherei und ein Badehaus
für Frauen und Kinder (die Männer badeten im Bergwerk) damit die
Feuchtigkeit während des Badens und der Wäsche die Häuser nicht
zerstörte. In der Siedlung wurden auch mehrere Brotbackhäuser gebaut, in
denen die Leute Brot oder Kuchen für sich backen konnten.
Die Ordnung dieser Siedlung war besonders streng. Sie hat unter anderem
auch die Pflanzen bestimmt, die man in den Gärten frontal einpflanzen
durfte, welche Form die Gitter für Kletterpflanzen haben sollten, sowie
welches Kleinvieh man im am Haus gelegenen kleinen Schweinestall züchten
durfte (es wurden z. B. Ziegen verboten).
Seine ursprüngliche Form verwischte sich in den siebziger und achtziger
Jahren vergangenen Jahrhunderts, als man die Siedlung des Bergwerkes
„Staszic“ baute und für die elfstöckigen Häuser den gesamten westlichen
Teil der Siedlung und den nordöstlichen Quartal abgerissen hatte.
Den Spaziergang beginnen wir von der Haltestelle in der Mysłowicka Str.,
in der Nähe der Tankstelle, wo wir Przyjazna Str. weiter in die Miła
Str. kommen. An der Ecke dieser Strassen liegt ein moderner Komplex der
Grundschule Nr. 51 Namens F. Chopin, Traumschule genannt, die 1993 nach
dem Projekt von Architekten Stanisław Niemczyk, Anna
Pieńkowska-Kuszewska und Marek Kuszewski gebaut wurde.
Wir biegen in Miła Str. ein, die uns zu Pod -Kasztanami-Str. führt. An
ihrer linken Seite, unter der Nummer 34 befindet sich der Friseursalon,
in dem eine Galerie unprofessioneller Malerei eines der Janowska Gruppe
Schöpfers, Ewald Gawlik ihren Platz gefunden hat. Die Inhaber des Salons
zeigen den Besuchern gern ihre Sammlung, die von Ludwik Lubowiecki
zusammengestellt wurde, in der Zeit, wo sie geöffnet haben.
Ewald Gawlik ( 1919-1993), geboren im benachbarten Nikiszowiec, malte
seit seiner Kindheit. Er lernte das Zeichnen bei Paweł Steller, besuchte
die Schule für Zeichnen und Malen in Katowice und einige Monate im
Jahre 1940 den Einführungskurs an der Kunstakademie in Dresden. Das
Studium unterbrach der Krieg, nach deren Ende er im Jahre 1947
zurückkehrte und die Arbeit an dem Bergwerk "Wieczorek", sowie die
Tätigkeit in der Gruppe der Amateurmaler im Betriebskulturhaus aufnahm.
Nach seiner Pensionierung 1975 benutzte er die Werkstatt in der "Izba
Śląska" ("Schlesische Stube") in Giszowiec, wo er bis zu seinem Tode im
Jahre 1993 schuf. Sein Werk betrachtete er als Dokumentalist der
fortgehenden schlesischen Landschaft, der Sittenbilder und entfallenden
Sitten. Da er gute Werkstattvorbereitung hatte wurden seine Werke von
vielen Kritikern anerkannt und sie sind eine Zierde mehrerer Galerien.
Eine der größten Sammlungen befindet sich in dem Friseursalon in
Giszowiec und in der "Schlesischen Stube".
In Pod-Kasztanami-Str. wurde bis heute alte historische Bebauung der
Siedlung erhalten, ähnlich wie in Działkowa Str., in die man einbiegen
soll. Działkowa Str. entlang, Przyjazna Str. durchkreuzend, kommen wir
zum bewaldeten Gelände in der Nähe von "Karczma Śląska" ("Schlesisches
Wirtshaus") - dem alten Gasthaus. Es ist besonders schönes Gebäude auf
dem Gebiet von Giszowiec, wo sich neben Restaurant, ein Ballsaal, eine
Kegelbahn, eine Bierstube und ein Spielsalon befinden. Daneben versetzt
uns die Ruine der Holzkonzertmuschel in Schrecken.
An das Gelände des "Schlesischen Wirtshauses" grenzt der Plac Pod Lipami
(Unter-den-Linden-Platz). Einst war das der zentrale Platz der
Siedlung, wo auch Märkte stattfanden, jetzt stehen gleich dahinter hohe
Häuser. Mitten auf dem Platz wächst einsam eine Buche mit Umfang von 345
Zentimeter. Als Direktor Uthemann die Siedlung gestaltete, plante er in
der Mitte dieses Platzes das Denkmal vom Kanzler Bismarck zu
platzieren, aber der Beginn des I. Weltkrieges, sowie spätere politische
Entscheidungen betreffs Oberschlesiens verhinderten die Realisierung
dieses Planes. An den Platz grenzen drei frühere Schulgebäuden, ein
längeres Gebäude mit Geschäften sowie das ehemalige Oberforstamt für
Wälder der Gesellschaft " Giesche's Erben"- heute ein Kindergarten.
Den Spaziergang der Goscinna Straße entlang fortführend, gehen wir an
der linken Seite am Rehabilitations - Erziehungszentrum für behinderte
Kinder vorbei, das 1986 auf Anregung des Bergwerkdirektors "Staszic" und
Frau Dr. Maria Trzcińska-Fajfrowska, deren Namen es trägt, gebaut
wurde. Dieses Objekt, von Architektur, die an Denkmalumgebung angepasst
wurde, war das erste dieser Art in ganz Polen. Weiter, hinter dem
Gasthaus "Karczma Slaska" befindet sich ein kleines Gebäude
(ursprünglicher Stall), wo sich Schlesische Kammer (Izba Śląska)
befindet - ein kleines Museum (Abteilung vom Museum der Geschichte von
Katowice) und Galerie der Gemälde von Ewald Gawlik, der hier sein
Arbeitszimmer hatte. Es werden hier ehemalige Ausstattung, Kleidung und
Gegenstände täglichen Gebrauchs präsentiert. Wenn wir Gościnna Str.
weiter gehen, gehen wir links an der ehemaligen Wäscherei und dem
Badehaus, das jetzt ein Treningssaal des Sportklubs "Tytan 92" ist und
in der Przyjazna Str. - dem ehemaligen Posthaus von ung. 1920 vorbei.
In der Nähe des Ortes, wo wir unseren Spaziergang angefangen haben, wo
wir ihn auch beenden, algo in der Mysłowicka Str. befand sich einst die
Endhaltestelle der Schmalbahn für Personen und Waren, die von den
Einwohnern "Balkan" genannt wurde, Ende 1977 abgeschafft, hat sie die
Bergmannsleute und Beamten in die Betriebe der Gesellschaft "Giesche's
Erben" auf der Strecke Giszowiec-Nikiszowiec-Wojciech Schacht gefahren.
Anfangs hat sie nur die Arbeiter gefahren, seit Mitte der 20-er Jahren
auch die Einwohner von Giszowiec, Nikiszowiec und Szopienice. Der Zug
machte täglich 23 Kurse und die Fahrt war umsonst! So hatten die
Bewohner von Giszowiec einer, Einöde, Verbindung mit der "Welt", so
fuhren sie auch in die Kirche nach Janów und später nach Nikiszowiec.
Zum Schluss unseres Spaziergänges in Giszowiec erwähnen wir noch
Objekte, die außerhalb der vorgeschlagenen Tour liegen. Das wäre vor
allem die Kirche des Heiligen Stanislaw Kostka von 1948, neue Kirche der
Heiligen Barbara von 1994 und frühere Villa vom Direktor Uthemann im
Park KWK "Staszic" in der Pszczynska Str.
Text Edward Wieczorek
ANDENKEN - ROUTE
Vorgeschlagener Spaziergang durch Katowice hat einen besonderen
Charakter, knüpft nämlich an tragische aber auch erhabene Momente im
Leben der Stadt an: die schlesischen Aufstände, Verteidigung von
Katowice im September 1939 und endlich an die tragischen Ereignisse des
Ausnahmezustandes im Bergwerk "Wujek". An diese Tatsachen erinnern
Plätze, Objekte und Symbole, die den Titel "Andenkentour" bilden.
Vorgeschlagene Tour zählt nicht ganze 4 Kilometer und verläuft wie
folgt: Rondo (Ring) - Korfanty Allee - Marktplatz - 3 Maja Str. - Plac
Wolności - Matejki Str. - Andrzeja Str. - Kilińskiego Str. - Barbary
Str. - Tadeusz-Kościuszko-Park - Piękna Str. - Pola Str.
Wir beginnen bei dem Denkmal der Schlesischen Aufständischen von 1967,
einem symbolischen Platz, der an die drei Heldenaufstände erinnern soll.
Das Ergebnis war die Zuerkennung Polens 1922 des größten Teils von
Oberschlesien, das in der Zwischenkriegszeit autonome schlesische
Woiwodschaft bildete.
Im November 1918 wurden die Kriegshandlungen beendet, also konnte Polen
die Unabhängigkeit wiedergewinnen. Als Ergebnis des gewonnenen
Großpolens Aufstandes wurde bald auch Großpolen an Polen angeschlossen.
In Oberschlesien fassten die Menschen wieder neuen Lebensmut und
hofften, Oberschlesien nach über sieben Jahrzehnten wieder an das
Mutterland anschließen zu dürfen. Die Gewinnermächte haben jedoch
beschlossen, dass über die Zugehörigkeit Oberschlesiens (sowie
Masurenlandes und Teschenschlesiens) die Volksabstimmungen entscheiden
werden. Bevor es zu der Volksabstimmung kam, brachen in Oberschlesien
zwei Aufstände aus, die - obwohl sie keine große militärische Bedeutung
hatten - ein wichtiges Argument der polnischen Seite gaben: die
Schlesier wollten zum Polen zurück! Trotz der eindeutigen Ergebnisse der
Volksabstimmung, die am 20. März 1921 durchgeführt wurde, die das Recht
Polens zu 49% des Territoriums suggerierten, waren die Vorschläge der
Interalliierten Kommission in der Angelegenheit der Aufteilung
Oberschlesiens für Polen ungünstig. Erst dritter Schlesischer Aufstand,
unter der Leitung von Wojciech Korfanty (vorher Polnischer
Volksabstimmungskommissar), der den größten Teil umfasste, hatte
Einfluss auf günstigere Aufteilung des Volkstimmungsgebietes. Am 20.
Juni 1922 marschierte Polnische Armee in Katowice und Oberschlesien ein.
Es begann ein neues Kapitel der Geschichte.
Das Denkmal der Schlesischen Aufständischen (Proj. Gustaw Zemla,
Umgebungseinrichtung Wojciech Zablocki)- seine drei Flügel knüpfen an
die drei Flügel von Nike an: der griechischen Siegesgöttin. Der höchste
14 Meter hoch. Das Denkmal wurde von 350 Teilen zusammengebaut, mit dem
Gesamtgewicht von 61 Tonnen.
Vom Denkmal der Schlesischen Aufständischen gehen wir unter dem Ring und
die rechte Seite W. Korfanty Allee in Richtung Markt. Links sehen wir
das eklektische Gebäude des Schlesischen Museums (ehemaliges Grand Hotel
von 1900) und kommen zum Plac Obrońców Katowic (Platz der Verteidiger
von Katowice). Gleich am Fußweg befindet sich eine Gedenkplatte zum
Ehren der Pfadfinder und schlesischen Aufständischen, die am 4.
September 1939 im Hof der Zamkowa Str. (heute Korfanty Allee) erschossen
wurden. Während des Straßenumbaus im Jahre 1964 wurde die Platte auf
heutigen Platz umgelegt. Vor dem Hotel „Silesia“ erhebt sich das
Erzendenkmal der Schlesischen Pfadfinder und Pfadfinderinnen von 1983.
Es ist die Huldigung der gesamten Pfadfinderjugend, die während des II.
Weltkriegen kämpft und ihr Leben verloren hat, besonders während der
Verteidigung von Katowice.
Früh, am Morgen des 1. Septembers 1939 begann die Bombardierung der
strategischen Ziele auf der polnischen Seite und von der Seite
Deutschlands und Morawiens griffen Oberschlesien zwei deutsche
Divisionen an. Hauptangriff des deutschen Anschlags ging aus der
Tschenstochauer Strecke (Lubliniec-Krzepice) und Rybnik
(Wilcza-Przyszowice), indem man versuchte das Industriegebiet
einzuklemmen. Zu heftigen Kämpfen kam es in der Rayon von Mikołów und
Pszczyna (Pless), aber bei der Gefahr der Einkreißung der gesamten
Gruppe, hat der Führer der Armee Kraków, Gen. Schylling in der Nacht vom
2. zum 3. September den Rückzug Richtung Osten befohlen. Als die Armee,
Polizei und administratorische Behörden sich aus Katowice und
benachbarten Städten evakuiert hatten, blieb die Last der hoffnungsloser
Verteidigung auf Freiwilligen: alten, langbärtigen schlesischen
Aufständischen sowie Jungen und Mädchen in Pfadfinderkleidung.
Pfadfinder und Pfadfinderinnen haben seit dem Anfang des Krieges
Streifedienst, Meldedienst und Sanitärdienst ausgeübt. Jetzt haben sie
sich aktiv dem Kampf angeschlossen, ein Symbol des Katowicer Septembers
1939 werdend. Die aufständischen Selbstverteidigungsabteilungen haben
gemeinsam mit dem älteren Pfadfinder neuralgische Punkte von Katowice
besetzt: Das Haus des Schlesischen Aufständischen in der Matejko Str.,
14-stöckigen "Wolkenkratzer" in der Zwirko Wigura Str., das Gebäude der
Kommunalen Sparkasse an der Ecke Markt und Pocztowa Str. (heute nicht
bestehend), das dach des Schlesischen Theaters, die Türme der
evangelischen Kirche, das Gebäude des Mädchengymnasiums in der 3. Maja
Str. (heute Lyzeum Namens Maria Skłodowska-Curie) sowie Fallschirmturm
am Rande des Tadeusz-Kościuszko-Parks. Die gesamte Verteidigung wurde
von Rudolf Niemczyk geleitet.
Am 3. September 1939 kamen in die Stadt seitens Piotrowice die
Vorderdienste der Division von Gen. Neuling, die auf determinierten
Widerstand im Tadeusz-Kościuszko-Park stoßen und - indem sie die
Verteidigung von Pfandfindern nicht brechen konnten - sind dann nach
Brynów Vorwerk geflüchtet. Am nächsten Tag, schon seit frühen Stunden
kam es zu heftigen Kämpfen im Rayon von Plac Wolności (Platz der
Freiheit); es wurden auch die deutschen Militärabteilungen beschossen,
die Mikołowska Str. und Gliwicka Str. heranzogen. In späteren Stunden
wurden die Kämpfe zum Marktrayon versetzt. Seit frühem Morgen dauerte
auch Schusswechsel mit den Verteidigern des Fallschirmturmes, aber die
Anwendung von Deutschen einer Panzerabwehrkanone hat diese Redoute
abgeschafft. Am 4. September 1939 zwischen 10 und 11 Uhr wurden die
meisten polnischen Verteidigungspunkte abgeschaftt und ihre Verteidiger
wurden erschossen.
Das Denkmal der Schlesischen Pfadfinder und Pfandfinderinnen (Proj.
Zygmunt Brachmański, Umgebung Michał Kuczmiński) es stellt vier
Pfadfinder dar, die aus einem Mauerbruch kommen, auf dem die Worte der
Pfadfinderhymne stehen: "Alles, was wir haben, geben wir Polen..." Das
Denkmal ist quadratisch, 4,5 X 4,1 Meter, aus 80 Teilen montiert mit
Gesamtgewicht von 7,2 Tonnen.
Vom Denkmal gehen wir zum Markt, wo am 20. Juni 1922 die Feierlichkeiten
der Oberschlesiensübernahme von der Polnischen Armee stattfanden. Die 3
Maja Str. durch den Plac Wolności, auf dessen Mitte in der
Zwischenkriegszeit (wo sich heute das Denkmal der Waffenbrüderschaft
befand) das Grab des Unbekannten Schlesischen Aufständischen stand,
gehen wir weiter in Matejko Str. Die Straße überragt das Haus des
Schlesischen Aufständischen von 1937, ein Verteidigungspunkt von
Katowice im September 1939, woran die Gedenktafel an der Wand erinnert.
Matejko Str. gehen wir unter der Bahnbrücke und biegen in die Andrzej
Str. ein. Rechts sehen wir das Haft-Gerichts-Komplex von den Jahren
1889-91 und dazu 1914 gebautes Gebäude des Woiwodschaftsgerichts.
Katowicer Gefängnis war ein Ort der Qual und Strafe vieler polnischen
Patrioten, hier guillotinierte man 1942 den Kommandanten der geheimen
schlesischen Pfadfinderbewegung, Józef Pukowiec.
Durch die Grünanlage hinter dem Gerichtsgebäude kommen wir zu
Kilińskiego Str. An der Kreuzung mit Zwirko i Wigury Str. gehen wir
links am "Wolkenkratzer" vorbei - dem 14-stöckigen Gebäude von 1932
(damals das höchste Haus in Polen), das auch den Verteidigern von
Katowice diente. Kilińskiego Str., dann Barbary Str., durch die
Laufbrücke über der Górnośląska Str. kommen wir zum Fallschirmturm im
Tadeusz-Kościuszko-Park .
Die heldenvolle Verteidigung des Turmes, das Ende 1937/Anfang 1938 von
der Liga der Luft- und Luftabwehrverteidigung für Trainings der
Fallschirmspringer gebaut wurde, prägte sich, dank der literarischen
Bearbeitungen (Kazimierz Golba "Fallschirm" und Wilhelm Szewczyk "Die
Vögel den Vögeln") dauerhaft in dem Bewusstsein aller Polen. Der heutige
48 Meter hohe Turm ist Nachkriegsrekonstruktion des von den Deutschen
vernichteten Turmes. Neben ihm steht ein Obelisk aus Granit, dessen
Autor Jurand Jarecki ist, der an diese tragische Ereignisse erinnern
soll.
Die Parkallee, die parallel zu Górnośląska Str. verläuft, kommen wir zum
Straßenübergang über Mikołowska Str. im Lauf der Pola Str. Dort, wo die
Gebäude des Steinkohlebergwerkes "Wujek" stehen, befindet sich das
neueste Symbol des Verteidigungskampfes um die Wahrheit und Freiheit -
das Denkmal Kreuz der Bergleute des Bergwerkes "Wujek", errichtet als
Zeichen der Huldigung für die 9, während der Pazifikation des Bergwerkes
1981, getöteten Bergleute.
Als die Nachrichten über die Einführung am 13. Dezember 1981 des
Ausnahmezustandes und über die Festnahme der "Solidarność"-Aktivisten zu
ihnen kam, begannen sie in "Wujek" sofort den Okkupationsstreik zu
organisieren, der von Militärabteilungen, Miliz und ZOMO am 16. Dezember
blutig niedergeworfen wurde und man tötete 9 Bergleute.
Das Denkmal- Kreuz der Bergleute des Bergwerkes "Wujek" von 1991 ist ein
Großraumvorhaben, Autor Alina Borowczak-Grzybowska und Andrzej
Grzybowski. Sein dominierendes Element ist ein 32 Meter hohes, aus Stall
angefertigtes, durchbrochenes Kreuz, in dessen Armen ein Holzkreuz
angebracht wurde, der seit dem Tag der Tragödie am Zaun des Bergwerkes
stand. Er ist auch mit 9 Kreuzen mit ewigem Feuer ergänzt, die in Form
eines Gitters zusammengeflochten sind, auf schrägem Podest und mit einem
symbolischen Tor. Das Denkmal steht an dem Ort, wo die Panzer den Zaun
des Bergwerkes gestürmt haben.
Zum Schluß des Spazierganges den Ereignissen nach, die die Geschichte
der Stadt geprägt hatten, den Orten nach, die an die damaligen
Ereignisse erinnern, sollen wir nicht vergessen, das die Denkmäler nur
tote Metall- oder Steinblöcke werden, wenn wir ihren Helden unsere
Aufmerksamkeit nicht schenken.
Vom Denkmal am Bergwerk können wir zu Mikolowska Str. zurück kommen, wo
sich die Bushaltestellen Richtung Katowice-Zentrum befinden.
Text Edward Wieczorek